Melonis Koalitionspartner Forza Italia wurde auf den ehemaligen Premierminister zugeschnitten: Jetzt kämpft sie ums Überleben, mit Außenminister Antonio Tajani an der Spitze.
Die Berlusconi-Partei Forza Italia hat die Weichen für die Zukunft gestellt. Auf einem Parteitag, der stark auf den Gründer und Alleinherrscher Silvio Berlusconi zugeschnitten war, der im Juni verstarb, wählten die 213 Delegierten in Rom am Samstag einstimmig Berlusconis langjährigen Vertrauten Antonio Tajani zum neuen Vorsitzenden. Der Außenminister und stellvertretende Ministerpräsident war der einzige Kandidat. Der 69-Jährige hatte bereits während der letzten Monate des Patriarchen die Parteiarbeit koordiniert.
Der ehemalige Offizier der Luftwaffe Tajani war 30 Jahre lang an Berlusconis Seite tätig – er war unter anderem sein Regierungssprecher – und das ist einer der Gründe, warum er als dessen Nachfolger gewählt wurde: Kaum jemand kannte den Politiker Berlusconi so gut wie er. Entsprechend hielt er nach seiner Wahl eine leidenschaftliche Rede, in der er sich immer wieder auf seinen Vorgänger bezog. Am Ende erhielt er viel Applaus und einen stehenden Applaus. Er positionierte Forza Italia als eine Mitte-Rechts-konservative, bürgerliche und christlich-populistische Partei. Sie setzt sich für Familie, Liberalität, Unternehmertum und Europa ein, so sagte er.
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Wenn die Partei überleben will, braucht sie die Gunst der Berlusconi-Familie
Aber Tajanis Situation ist prekär. Die Partei war Berlusconis Schöpfung, sein Nachfolger nennt sich nicht mehr “il Cavaliere” und fehlt ihrer Strahlkraft. Wenn die Partei überleben will, braucht sie die Gunst der Berlusconi-Familie – und die ist nicht garantiert. Berlusconis Kinder sind in zwei Lagern aufgeteilt, sie können sich nicht einigen.
Der ältere Sohn Pier Silvio hat seiner Halbschwester Barbara Berlusconi den Posten des Vize-Vorsitzenden angeboten. Sie hat abgelehnt. Es bleibt abzuwarten, welcher Sohn sich letztendlich durchsetzt. Sicher ist: Ohne die Unterstützung der Familie wird Forza Italia nicht mehr dieselbe Partei sein wie unter Berlusconi.
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Das Schicksal von Forza Italia ist eng mit dem Image Berlusconis verbunden. Die Partei war seine Idee, er hat sie aufgebaut, er war ihr charismatischer Führer. Als er politisch auf der Bühne erschien, stand er für das Versprechen einer Renaissance Italiens zu altem Glanz und Prosperität. Seine Gegner verachteten ihn als einen Clown oder einen korrupten Griff nach der Macht. Aber er hatte auch Anhänger, die seine populistische Rhetorik liebten, seine unterhaltsamen Sprüche, sein Reichtum, seine Geschäftstätigkeit und sein grenzenloses Selbstbewusstsein. Ohne Berlusconi geht Forza Italia ein charismatisches, loyales Führungsteam verloren.
Aber selbst wenn ein Sohn Berlusconis die Führung der Partei übernimmt, wird es schwierig, Forza Italia wieder zu einer landesweit attraktiven politischen Kraft zu machen. Der Erfolg von populistischen Parteien wie der Lega und der Fünf-Sterne-Bewegung hat gezeigt, dass die italienische Gesellschaft polarisiert ist und sich von den traditionellen Parteien abwendet.
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Forza Italia muss also den richtigen Kurs einschlagen, um sich als Alternative zu positionieren. Außerdem muss sie ihre Reputation verbessern: In den Jahren nach Berlusconis Sturz hat die Partei zahlreiche Skandale und Korruptionsvorwürfe erlebt. Viele Bürger wenden sich von der Politik ab, weil sie das Vertrauen in die Integrität italienischer Politiker verloren haben. Forza Italia muss sich bemühen, dieses Vertrauen zurückzugewinnen, um eine Chance zu haben.
Die italienische Politik befindet sich in einem dramatischen Umbruch. Die Ära Berlusconi ist vorbei. Die Ära der Populisten hat begonnen. Forza Italia muss jetzt eine neue Identität finden, die sowohl Berlusconis konservative Werte als auch die Bedürfnisse einer sich verändernden Gesellschaft berücksichtigt. Ob die Partei unter Tajani oder einem anderen Führer in der Lage sein wird, eine einflussreiche Rolle in der italienischen Politik zu spielen, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch: Ohne Berlusconi wird es schwierig werden.
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